AUSTRAIN EXTREME BIKE RACE 2021

 

RENNBERICHT

 

VON WALTER REITERER

 

 

Zuerst möchte ich erklären, um welches Rennen es sich hier handelt und welche spezifischen Besonderheiten eine solch extremes Rennen ausmachen.

 

Das AEBR ist das erste, jemals organisierte und durchgeführte Rennen dieser Art in Österreich- also ein NOVUM in der österreichischen Radsport-Szene.

 

Was macht dieses Rennformat so speziell:

 

  1. Unsupported: Also keine Unterstützung durch Betreuer und Freunde erlaubt.
  2. EXTREMER Streckenverlauf, auch sehr schwierige Schotterpassagen z.B. Hirscheggersattel von der Nordseite
  3. Keine Begleitfahrzeuge 
  4. Kein Gepäcktransport jeglicher Art
  5. Kein Pannenservice 
  6. Kein Support durch den Veranstalter
  7. Die Zeit läuft immer vom Start bis ins Ziel, also auch in Ruhezeiten
  8. Tracking durch den Veranstalter und dadurch Strecken-Kontrolle
  9. Sehr knapp berechnete Karenzzeit von 14 Tagen
  10. Das Verlassen der vorgegebenen Strecke ist nicht erlaubt.

 

 

 

Tag 1 /07.08.2021/km 0,0

 

Gestartet wurde in Graz vor der UPC Arena im 5 Minuten Takt. Da einige Rennfahrer nicht gekommen sind, waren es nur mehr 9 Starter. Um 9 Uhr ging es mit dem ersten Fahrer Adam los, er hatte sich kurzentschlossen - sozusagen in letzter Sekunde - angemeldet und dadurch auch die letzte Startnummer.

Um 9:35 Uhr war es dann auch für mich soweit, mit der Startnummer 1 ging ich als Letzter ins Rennen. Schon in Fernitz überholte ich Norbert, den vor mir gestarteten Rennfahrer, nach einem kurzem Tratsch zog ich weiter in Richtung Süden zur ersten 2km langen Schotter-Passage kurz vor Pöls.

Weiter ging es dann auf den Demmer-Kogel, nach Kitzeck und zu der wunderschönen Abfahrt über Einöd nach Heimschuh.

Auf der südsteirischen Weinstraße fühlte ich mich sehr wohl, das ist ja schließlich mein Rad- Wohnzimmer. Danach ging es über Schlossberg hinauf zum Remschnigg und über das Saggautal nach Eibiswald, über Sankt Lorenzen zur Soboth hinauf und wieder hinunter nach Lavamünd. Allerdings plagten mich Krämpfe in den Oberschenkeln, wobei sich viel später herausstellte, dass es eine simple Ursache dafür gab. Auf der Soboth traf ich auch Hermann, einen sehr ambitionierten Teilnehmer, der auch leichte Probleme mit den Beinen hatte. Die erste richtige starke Herausforderung war dann die Auffahrt auf die Koralpe.

Subjektiv gefühlt, war dieser Anstieg einer der schwersten Anstiege überhaupt. Wer diesen schon gefahren ist, weiß warum. Die Straßen schlängeln sich in die steilen Hänge hinein und ohne irgendwo eine Pause zu machen, musste ich treten. Eine mir bekannte Wasserstelle half mir, meinen Wasserhaushalt in der richtigen Balance zu halten.

Als ich in Wolfsberg war labte ich mich kurz an einer Tankstelle, weiter ging’s hinauf zur Weinebene, dann wieder runter nach Deutschlandsberg. Am kurzen Anstieg zur Burg Deutschlandsberg hinauf, richtete ich mir an einer Kapelle eine kleine Schlafstätte zusammen. Die folgenden 3 Stunden Schlaf waren sehr angenehm, weil auch die nächtlichen Temperaturen nicht so nieder waren.

 

2 Tag/ 08.08.2021/ Start km 280

Um 03:00 Uhr ging es dann weiter in Richtung Freiland, auf die Hebalm und am Packsattel traf ich Adam, der bereits in Richtung Preitenegg unterwegs war. Nach einem sehr netten Gespräch ging es für mich weiter Richtung Packer Stausee, hinüber über den Herzog-Berg runter nach Edelschrott. Dort packte mich bereits der Hunger und ich ging in eine Bäckerei, um zu frühstücken. Nach gut einer Dreiviertelstunde fuhr ich dann weiter in Richtung Köflach und Maria Lankowitz, dann hinauf zum Gaberl, wo mich eine Schotterpassage erwartete, vom alten Almhaus bis hinüber zur Bundesstraße ging es zügig in Richtung Nord dahin??.

Dadurch dass Adam schon so weit vorne war, und jetzt schon durch 4 Berge Abstand in weiter Ferne, konzentrierte ich mich auf den circa 2 Stunden hinter mir fahrenden Pulk.

Bei der Abfahrt vom Gaberl spürte ich immer wieder starke Windböen, es schien mir, als würde es Wetter-Veränderungen geben. 

Am Weg hinauf zum Hirschecker Sattel begannen nun meine Beine besser zu werden, anscheinend taten mir Schotter-Passagen immer gut.

Recht zügig fuhr ich die Downhill Schotterpassage in Richtung Moaster-Haus hinunter, ich freute mich schon auf den kleinen Anstieg hinauf nach Sankt Hemma, wo es auch wiederum eine kleine Schotter-Passage geben würde.

Aber zuvor auf der kleinen Passhöhe am Gasthaus wartete bereits ein Bekannter und fotografierte mir entgegen. Nach einer kurzen netten Unterhaltung ging es für mich dann hinein in die Schotterpassage.

Hinauf zum Pack Sattel erwarteten mich bereits Racedirektorin Dani und zwei andere Radfahrer am Straßenrand, voller Freude blieb ich stehen und wir unterhielten uns kurz, freuten uns auf ein neuerliches Wiedersehen.

Ich beschloss in Preitenegg eine große Essenspause einzulegen, ein sehr nettes Gasthaus am Straßenrand im Ort hatte alles was mein Herz begehrte.

Einen leckeren Gemüseauflauf und das ganze mal zwei, danach ging es hinunter nach Twimberg, dann hinauf auf das sehr schön zu fahrenden Klippitztörl.

Ein für mich sehr angenehmer leichter Regen kühlte meine Körper angenehm ab. Da machten sich meine wasserdichten Überschuhe wirklich bezahlt. Auf der Passhöhe kam mir eine Kuhherde entgegen, die kreuz und quer über die Straße und an dieser entlang spazierte.

Diese Auffahrt auf das Klippitztörl finde ich immer sehr episch, weil man in das Tal hinein Richtung Wolfsberg sieht. Wunderschöne Aussicht gab es auch ganz oben in die andere Richtung, wobei ich dann auch schon die Karawanken im Hintergrund erkennen konnte. In einer rasanten Abfahrt mit sehr gefährlichen Kurven ging es dann hinunter Richtung Brückl.

Plötzlich hatte ich einen großen Gusto nach einem Eis, gleich bei der Abzweigung Richtung Sankt Veit, fand ich auf der linken Seite einen kleinen Eisladen, genüsslich aß ich das Eis und überlegte mir meinen weiteren Plan: Wie sollte ich weiterfahren, welche Schlafpause wollte ich machen?

Ganz gemütlich radelte ich dann weiter Richtung Sankt Veit, wobei ich an Hochosterwitz, einem Schloss hoch oben auf einem Felsen, vorbeifuhr.

Die Sonne blendete mich, denn sie war schon sehr tief stehend und kurz vor dem Untergang, aber meine Kappe unter dem Helm schützte mich vor den Strahlen, somit konnte ich die Straße besser sehen.

Als ich in Sankt Veit angekommen war, bekam ich plötzlich einen Riesenhunger, eine Tankstelle musste her und ich versorgte mich mit verschiedenen Lebensmitteln.

Mit vollgepacktem Trikot ging es dann weiter in die Nacht hinein, in ein sehr schnelles Auf und Ab und steile Passagen, über Schotterstraßen ging es dann weiter Richtung Feldkirchen. Es war bereits finster geworden und eine warme Brise vom Süden her erwärmte meinen Körper.

In Feldkirchen angekommen, überlegte ich wo könnte ich an diesem Tag ein paar Stunden schlafen könnte.

Der erste Schlafplatz gefiel mir nach einigen Minuten überhaupt nicht mehr, also fuhr ich weiter in Richtung Himmelberg, dort fand ich auch eine Busstation, die sehr bequem aussah.

Allerdings war die Bank relativ schmal, dies wurde mir auch später zum Verhängnis.

Ein lauter Knall ertönte, als ein Auto mit hoher Geschwindigkeit an der Busstation vorbeifuhr, ich zusammenzuckte, und von der Bank auf den Asphalt fiel.

 

3 Tag / 09.08.2021 / Start km 520

Ein plötzlicher Schmerz durchfuhr meinen Knöchel und die Hüfte, aber nach einer Kontrolle sollte alles in Ordnung sein - nichts war passiert.

Da ich dann schon richtig wach war und es an der Zeit war wieder weiterzufahren, packte ich meine Sachen, machte mich auf den Weg in Richtung Ausserteuchen, eine sehr angenehme leicht steigenden Straße mit einem Wildbach daneben führte dann nach Innerteuchen. 

Komische Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich das Wasser rauschen hörte, manchmal donnerte es und manchmal zischte es ganz laut.

Da mein Lenker und teilweise sogar mein ganzer Körper leicht feucht wurden, zog ich meine dünnen langen Handschuhe, die genau für diesen Zweck bestimmt waren, an.

Durch die Handschuhe, die mit Noppen benetzt sind, ist ein besserer Griff am Lenker möglich, auch das Gefühl vor allem an den Händen trocken zu sein, gab mir eine gewisse Sicherheit.

Es regnete ganz leicht, aber ich sah Richtung Westen lockerte es schon langsam auf. Auch eine leichte Dämmerungsstimmung schien mir in den Rücken zu fallen.

Es war bereits 4:00 Uhr Früh als ich Arriach erreichte, dann ging es Richtung Afritz am See und über Radenthein in Richtung Bad Kleinkirchheim.

Ich hoffte, eine Bäckerei in Bad Kleinkirchheim würde schon offen haben, allerdings hatte ich mich getäuscht. Diese öffnete erst um 6:30 Uhr, weshalb ich dann zur nächsten Ortschaft beziehungsweise bis Eben Reichenau fuhr, wo ich dann an einer Tankstelle meinen Hunger stillen konnte.

Ich fühlte mich gut, als ich in die Nockberge fuhr, oben an der ersten Passhöhe erwartete mich bereits Racedirektorin Dani und winkte von Weitem her, machte nebenbei Fotos. Natürlich blieb ich für ein Gespräch, das wie immer aufschlussreich und interessant war, stehen.

In den Nockbergen gab es immer wieder Auf und Abs, die viel Abwechslung boten. Weil ich dann auch mit der Sonne um die Wette strahlte, ging es wesentlich leichter bergauf.

Im Innerkremser Tal ging es dann recht zügig immer leicht den Berg hinunter, es machte richtig Spaß, zügig entlang eines Wildbaches runterzubrausen.

Als ich in Kremsbrücke angekommen war, bekam ich noch mal einen Hunger, und dachte mir, bis kurz vor den Glockner sollte jetzt eine große Essenspause reichen.

Gesagt getan: Ich schaffte es dann über Spital an der Drau, Möllbrücke, durchs Mölltal nach Winklern bis kurz vor den Glockner nach Döllach, dort quartierte ich mich ins Hotel Post ein.

Ganz aufgeregt kam mir die Hotel-Chefin mit den Worten „Schon wieder so ein verrückter Radfahrer“ entgegen. Sie sagte, „ich weiß alles, das Rad soll mit aufs Zimmer, du brauchst viel zum Essen und fährst morgen ganz früh weg rauf auf den Glockner“. Ganz verdutzt dachte ich, Adam Nr. 09 war wohl letzte Nacht vor mir da gewesen. 

Er war zu diesem Zeitpunkt bereits an den Krimmler Wasserfällen angelangt. Eine unglaubliche Leistung die Adam da bereits geboten hatte, dass ich auf Platz 2 liegend bereits einen Tag hinter ihm war.

 

4 Tag / 10.08.2021/ Start km 710

Uralte Holzplanken im Hotelgang knarrten, als ich mit meinem Rad das Hotel verließ war es bereits 3:00 Uhr morgens.

Eine traumhafte Morgenstimmung sollte mich erwarten, die Sterne schienen zum Greifen nah, der Himmel war kaum durch Luftverschmutzungen getrübt, so sah ich einzelnen Sterne sehr gut.

Als ich an Heiligenblut vorbei war, und die Mautstation erreicht hatte, konnte ich nur mehr den Glockner, die Sterne am Horizont Richtung Osten und das Leuchten der Dämmerung sehen.

Allein für solche Momente sollte man solche Touren veranstalten, diese Momente sind einfach unbezahlbar.

Langsam und beharrlich kletterte ich mit meinem Rad auf der Glockner Hochalpenstraße in Richtung Franz Josefs Höhe auf 2500 m Seehöhe nach oben. Es war kühl, selbst beim Bergauffahren musste ich meine warme Jacke anziehen. Ganz allein, ohne irgendeine Menschen zu sehen, war ich dann oben auf der Franz Josefs Höhe.

Der Blick auf die Pasterze war atemberaubend und auch der leicht wolkenverhangene Glockner war gut zu sehen.

Bereits am halben Weg nach oben zum Hochtor, war die Morgensonne langsam hervor gekommen.

Kehre für Kehre schraubte ich mich nach oben, oben ging es durch den Tunnel, auf der linken Seite war noch sehr viel Schnee zu sehen, danach ging es wieder hinunter Richtung Fuscher Lacke und hinauf aufs Fuscher Thörl, anschließend auf den höchsten Punkt der Tour zur Edelweißspitze auf 2571m.

Mit viel Respekt ging es dann hinunter Richtung Bruck am Glockner. Unten in Fusch kaufte ich in einem kleinen Radgeschäft eine neue Trinkflasche, da ich meine in der Nacht irgendwo am Glockner verloren hatte.

Im gleichen Zuge frühstückte ich, meist sind das große Mengen an verschiedenen Backwaren, die viel Energie liefern, natürlich durften ein Kaffee und Wasser nicht fehlen.

Auch Antoine Nr 08 war bereits im Bereich der Fuscherlake angelangt, das war für Langstreckenverhältnisse nicht viel Abstand.

Kurz nach Zell am See erwartete mich Dani wieder auf einem Radweg in Richtung Mittersill, wiederum erzählt sie mir, wie ist den anderen Fahrern ging, und wo sie sich befanden.

Das Gelände in Richtung der Krimmler Wasserfälle war sehr angenehm zu fahren, keine spitzen Steigungen und schräge Rampen.

Am Tourismus Hot Spot bei den Krimmler Wasserfällen machte ich kurz Halt, um ein Eis zu essen. Der Ausblick zum Wasserfall und das Eis kühlten mich langsam ab, bevor es dann schlussendlich den nächsten Pass hinauf ging.

Der Gerlospass und im Anschluss das Tal, beeindruckten mich mit sehr schönen Aussichten auf Seen und Wildbäche.

Im Zillertal dann wurde ich wieder hungrig, kein Wunder die Mittagszeit war wieder da.

Mein Körperliches befinden zu dieser Zeit war noch immer sehr, sehr gut. Nach dem Essen, es war wie meistens eine doppelte Portion, ging es über Mayrhofen nach Finkenberg hinein in das Hintertuxer Tal.

Antoine war auch schon im Zillertal angekommen und beim Zurückfahren heraus aus dem Hintertuxer Tal begegneten wir uns kurz vor Finkenberg. Wir führten wieder ein sehr nettes freundschaftliches Gespräch, auch die Freunde über ein Wiedersehen war sehr groß.

Nach Finkenberg ging es über eine kompliziert geführte Straße, über Dornau hinein in das nächste Tal Richtung Zamser Grund wobei am Ende des Tals der riesige Schlegeisspeicher ist, eine sehr enge Mautstraße mit ganz schmalen Tunneln führte zu diesem fantastischen Stausee.

Oben angekommen wurde es schon dunkel, es war bereits gegen 10:00 Uhr abends. Bald fuhr ich auch wieder ins Tal hinunter, es war kalt, nass und unangenehm, es regnete und ein böser böiger Wind kam von der Seite. Am Ende der Abfahrt in der vorletzten Kehre traf ich nochmals Antoine. Es regnete etwas stärker und er meinte, er würde den Anstieg an diesem Abend noch schaffen. Etwas weiter unten im Tal war eine Mure abgegangen, die wir zu Fuß überwinden mussten. Nach weiteren 5 km nach einer scharfen Kurve blendete mich plötzlich ein Radlicht, es war Ed, der Engländer auf Platz 4. Aus dieser Situation heraus konnte ich leider nicht stehen bleiben, da hinter mir ein Fahrzeug fuhr und zusätzlich auch noch Gegenverkehr herrschte, somit fuhr ich weiter wieder hinaus Richtung Dornau und Finkenberg. Das Zillertal hatte mich wieder, mit sehr müden Augen fuhr ich hinein Richtung Mayrhofen, dort suchte ich einen Schlafplatz und fand ein Autohaus mit einer geschlossenen Carportanlage wo Neuwagen geparkt wurden. Es passte genau, durch die Wärme der Sonne am Tag war der ganze Betonbereich etwas aufgewärmt. Ein idealer Schlafplatz.

Der Regen prasselte auf das Dach.

 

5 Tag / 11.08.2021 / Start km 960

Nach einem lauten Donnerschlag, es war 02 Uhr, wachte ich auf und schaute wo meine Konkurrenz unterwegs war. Antoine hatte mich überholt und war jetzt im Zillertal circa 10 km vor mir, vielleicht gäbe es ein Wiedersehen aber zu dieser Uhrzeit war das unwahrscheinlich.

Als ich an der Stelle, wo ich ihn zuletzt gesehen hatte, vorbeifuhr konnte ich ihn nicht finden. Wahrscheinlich war er irgendwo versteckt oder auf einer Parkbank. Also fuhr ich weiter auf einer schönen Schotterpiste hinunter Richtung Zell am Ziller.

Eine leichte Brise herauf in Richtung der Berge erschwerte mir den Weg, es ging sehr zäh hinaus aus dem Zillertal.

Nach dem Zillertal ging es dann wieder Richtung Osten, Ein paar knackige Schotterpassagen entlang des Inn- Fluss in Richtung Wörgl versüßten meinen frühen Morgen.

In Wörgl ging es dann hinauf auf den Hennersberg hinüber nach Bachwinkel über Niederau runter nach Hopfgarten.

Die Strecke führte immer wieder ein wenig hoch dann wieder runter bis nach Kitzbühel. Von dort aus ging es über den Jochberg wieder zurück nach Mittersill.

Die Abfahrt vom Pass Thurn war genial, über circa 5 km schräge Hanglagen mit einer tollen Aussicht ging es hinunter Richtung Mittersill.

In Uttendorf ging es dann rechts hinauf in Richtung Enzingerboden, es folgte ein 15 km langer Anstieg mit wunderschöner Aussicht.

Bei der Abfahrt hinunter kam mir wieder Racedirektorin Dani entgegen, wir plauderten über den jetzigen Rennverlauf, und stellten fest, dass es bis jetzt sehr spannend war. Wir machten ein paar Fotos und schon ging es wieder talwärts.

An der Salzach angelangt führte die Strecke auf der rechten Uferseite hinunter nach Lengdorf dann nach Niedersill, wo ich ein kleines nettes Restaurant entdeckte. Mittlerweile hatte das Wetter umgeschlagen und die Luft stand kurz vorm Explodieren - ein Gewitter stand bevor.

Passte  genau, da konnte ich die Zeit perfekt fürs Essen nutzen,  1,5 Stunden war ich dann mit dem Essen beschäftigt und in der Zwischenzeit kam die Sonne wieder raus.

Satt ging es dann weiter hinauf zum Kapruner Stausee, es war schwül und die Sonne brannte stark herunter, bis zur ersten Seilbahn Station war es sehr angenehm und leicht zu fahren.

Von Weitem war dichter Rauch zu sehen, als ich etwas näher kam, sah ich, dass Kraftwerk-Arbeiter eine alte Turbine  mit dem Schweißbrenner zerschnitten, beißender Geruch stieg mir in die Nase. Oben angekommen genehmigte ich mir einen Kaffee.

Nach der Abfahrt fühlte sich die Luft sehr heiß an, Richtung Zell am See ging es dann recht flott dahin, allerdings war der Verkehr sehr, sehr stark.

In Almdorf fand ich einen öffentlichen, großen Wasserbrunnen aus einem Holzstamm aufgestellt, dieser war sehr einladend. Samt Helm und Brille tauchte ich ins Wasser, es war angenehm kalt und auch meine Trinkflaschen befühlte ich bei dieser Gelegenheit mit Wasser.

Danach ging es ziemlich flott mit Rückenwind zum Hochkönig hinauf, es war ein Genuss mit herrlichem Ausblick nebenbei. Nach der Abfahrt runter nach Dienten, gab es noch eine kleine Gegensteigung bis es dann wieder runter nach Bischofshofen ging.

Unten angekommen plante ich meine zweite Hotel-Nacht, dass Sporthotel in St. Johann i. Pongau passte perfekt, mein Anfrage dahingehend war erfolgreich und ich buchte auch gleich das Abendessen dazu.

Die Streckenführung durch Mitterberghütten hat mir sehr gut gefallen, bei Einöden querte ich wieder einmal die Salzach, die an dieser Stelle schon ganz schön breit war.

Vom Weitem hörte ich einige Abschläge von Golfspielern, die Straße führt mitten durch einen Golfplatz.

Nach der Ortseinfahrt von St. Johann i. Pongau, ging es linksseitig leicht bergauf. Im gleichen Moment als meine Schwester anrief, die mich treffen wollte, hörte ich ein lautes Rufen, Dani wollte auch mit mir sprechen. Ich erklärte kurz angebunden, was ich vorhatte. Dies kam in diesem Moment leider nicht so gut an „ SORRY DANI“

Im Hotel angekommen, stand plötzlich meine Schwester samt Mann und Kindern vor mir, ein schöner Moment wir umarmten uns alle und ich lud alle zum Essen ein.

Gespräche und Essen dauerten gut 2 Stunden, als wir uns wieder verabschiedeten, war es bereits 21:45Uhr.

Das Zimmer war sehr komfortabel und das Bett ein Traum, wie in Wolken gehüllt, schlief ich schließlich ein.

 

6 Tag / 12.08.2021 / Start km 1210

Um 4 Uhr morgens starte ich in einen neuen Tag hinein, der erholsame Schlaf in einem guten Bett hatte wirklich sehr gut getan.

Das Sport Hotel war sehr gut organisiert und die Rezeption ist immer besetzt, d.h. ich konnte jederzeit das Hotel ohne irgendwelche Probleme verlassen.

Es war sehr kühl auf der Fahrt ins Tal hinein Richtung Wagrain, in Wagrain nächtige  Antoine. Ich war schon sehr gespannt, wann er wieder losfahren würde. Hinaus Richtung Altenmarkt und dann Richtung Radstadt kam ein sehr dichter Nebel auf, es kühlte stark ab, sodass ich meine dichte  Regenjacke anziehen musste, auch meine dicken Handschuhe kamen zum Einsatz.

In Untertauern wurde es langsam heller, am Fuße des Anstiegs machte ich

noch eine kurze Pause.

Ich freute mich richtig in die Steigung hineinzufahren, denn oben erwartete mich ein Frühstück der Sonderklasse. Der Bäcker in Obertauern ist EINFACH SPITZE!

Zügig und ohne Probleme ging es nach dem Frühstück hinunter nach Mauterndorf, da musste wegen der steigenden Temperaturen meine Oberjacke weg.

Über Tamsweg, Bundschuh und Innerkrems fuhr ich wieder zurück in die Nockberge, gleich unten an der Mautstation ging es in die wunderschön zu fahrende Bergwelt der Nockberge hinein und kurz vor der ersten Anhöhe traf ich zufällig meinen Teamkollegen vom RSG Lebring MARTIN.

Er war mir entgegen gefahren, es war ein wunderschönes Gefühl jemanden Bekannten in dieser Gegend zu treffen, wir unterhielten uns einige Minuten und weiter ging die Reise.

Am steilsten Abschnitt hinauf zur Turracherhöhe kam plötzlich Antoine Nr. 08 von hinten angeschossen wie ein Moped, ich fragte ihn, was los sei, er meinte: „meine Beine sind heute fantastisch“

Ich sagte, dann zu ihm „ nutze diesen Tag“ und freute mich für ihn, aber was ich danach sah, sprengte selbst meine Vorstellungskraft. Antoine fuhr mit den Unterarmen am Aufleger die  23% steile Rampe hinauf als wäre es ein Flachstück, IRRE.

Nach diesem kurzen aber knackigen Anstieg machte ich oben eine kurze Pause, mein Erschöpfungszustand war richtig arg und die Knie wackelten.

Plötzlich bekam ich eine Nachricht von der Rennleitung, ACHTUNG BEI DER ABFAHRT VIEL ROLLSPLITT AUF DER STRASSE, RUTSCHGEFAHR!

Danke an Antoine, er hatte dies an die Rennleitung gemeldet.

Zügig ging es dann hinunter, gleich am Ende der Kreuzung der nächsten Ortschaft Richtung Tamsweg fand ich ein Gasthaus. Siehe da, hier war auch wieder Antoine und aß eine Kleinigkeit.

Das passte mir genau, um auch eine große Essenspause zu machen, ich bestellte ausreichend und genoss das gute Essen dort.

Antoine machte sich bald wieder auf den Weg. Ganz überraschend fuhr plötzlich ein riesiges Wohnmobil auf den Parkplatz, der Fahrer schrie heraus „servus Walter“, es war Hermann Nr. 04 der leider nach 250 km ausgestiegen war.

Es war ein geselliges Zusammensitzen, doch dann sagte mir Hermann, Antoine wäre schon in Tamsweg, das waren circa 20 km von dort. Ich zuckte nur mit den Schultern, sagte „na und“, und meinte, dieses Gespräch wäre sehr wertvoll und in diesem Moment wichtiger als irgendeine Platzierung.

Die Sonne stand schon etwas tiefer und ich war bereits wieder in Tamsweg, der nächste Anstieg sollte mich eines Besseren belehren. Es war der Einstieg zum Prebersee, diesen kannte ich nicht und war der Meinung, er wäre leicht zu fahren. War es meine in diesem Moment geschwächte, körperliche Verfassung, oder mein subjektives Empfinden in diesen Moment, aber ich hatte mich getäuscht.

Auf der Krakauebene ging es zügig dem Bergtal entlang, ohne es zu bemerken fuhr ich wieder an Antoine Nr.08 vorbei. So wie im Roadbook vorgeschrieben, besuchte ich bei Kilometer 1413 den Günster Wasserfall.

Ab Schröder ging es dann hinein in den Katschgraben Richtung Sölkpass, ein wunderschönes Abendrot zeichnete sich über den Bergen ab.

Die ganze Sölkpass Straße war frisch gesandelt, und beim Bergauffahren gab es zwischendurch ein paar Reifendurchrutscher. Auf der Passhöhe angekommen, bemerkte ich, dass die Temperatur sehr warm war. Allerdings scheinbar nur auf der Südseite, deshalb musste ich bald wieder die Jacke anziehen und fuhr hinunter bis nach Stein im Ennstal, wo ich eine hervorragende Bushütte zum Schlafen fand.

7 Tag / 13.08.2021 / Start km 1470

Das Ennstal kenne ich sehr gut, es war sehr nebelig kalt und kurz nach Mitternacht als ich an Irdning vorbeifuhr.

Dani (Racedirektorin) hatte ihr Lager irgendwo in Trautenfels aufgeschlagen.  Allerdings hatte sie, wie sich später herausstellte, mein Vorbeifahren verschlafen.

Geschmeidig ging es an der Ostflanke des Grimmings hinauf Richtung Bad Mitterndorf, vorbei an der Großschanze des Kulms.

Kurz nach Bad Mitterndorf bei Kainisch gab es dann wieder eine kleine Schotterpasagge bis nach Bad Aussee. Schon seit Trautenfels hatte ich nach einem Getränkeautomaten oder dergleichen gesucht, doch vergebens. Nirgends, nicht einmal an einer Tankstelle oder an einer Bahnstation, gab es einen. Auch Antoine berichtete mir später, dass er auf der Suche nach solchen Automaten gewesen war, allerdings gab es in dieser Gegend anscheinend keine. Dies sollte vielleicht ein Hinweis für solche Vertreter sein, dort welche aufzustellen, das wäre sicher ein gutes Geschäft.

Deshalb hoffte ich auf Bad Aussee, das ist doch ein größerer Ort, solche Automaten zu finden. In mehrere Gassen fuhr ich hinein, um zu sehen, ob es irgendwo einen Automaten gab. Leider wieder vergebens, kein einziger Automat war in Bad Aussee zu finden. Ich legte mich am Busbahnhof im Zentrum des Ortes auf einer angenehmen Bank hin.

Zur Dämmer-Stunde so um 4:30 Uhr fuhr ich weiter Richtung Altaussee, dort angekommen entdeckte ich eine perfekte Konditorei/Bäckerei, allerdings war diese noch nicht offen. Eine halbe Stunde später also um 6:00 Uhr würde diese aufmachen. In der Zwischenzeit fuhr ich zu einem Schlafplatz neben der Veranstaltungshalle, den ich bereits kannte. Endlich war es 6:00 Uhr und ich fuhr direkt zur Konditorei. Überrascht musste ich feststellen, dass Antoine auch schon hier war. Er hatte sein Rad so ungeschickt geparkt, dass ich fast nicht bei der Türe rein kam, also stellte ich sein Rad so wie auch meines am Radständer ab.

Mit einer Maske bewaffnet ging ich hinein und bestellte viele gute Sachen, fragte auch wo Antoine sei, freundlich erklärte mir die Verkäuferin, dass er hinten im Gastraum Platz genommen hatte. Freudig begrüßten wir uns, unterhielten uns köstlich, und nebenbei verschlangen wir ganz viel von dem guten Zeug. Gemeinsam fuhren wir dann hinauf in Richtung Pötschen-Pass. Ganz kurz blieb ich stehen, um meine Jacke auszuziehen, Antoine fuhr weiter, ganz klar wir sollten sowieso einen gewissen Abstand voneinander halten ( Reglement). Nach der Abfahrt vom Pötschen in Sankt Agatha musste ich vor einer Eisenbahnkreuzung stehen bleiben. Ich dachte mir, der Abstand würde sich wieder vergrößern, allerdings machte 2 km später Antoine an einer Bushütte wieder eine Pause.

 

Ich gab ihm ein kurzes Handzeichen und fuhr weiter, entlang des Hallstätter Sees in Gosauzwang ging es scharf rechts hinein in ein Tal Richtung Gosau. Die Sonne war an den Bergspitzen schon gut zu sehen, auch die Temperaturen kletterten nach oben. Ich fühlte mich gut, die Beine und auch mein restlicher Körper waren in einem sehr guten Zustand. Hinauf zum Pass Gschütt wechselte ich wieder das Bundesland von Oberösterreich nach Salzburg, wie ich auch zuvor in Pötschen aus der Steiermark nach Oberösterreich gefahren war.

Die Trinkflasche, die ich in Fuschl am Großglockner gekauft hatte, war anscheinend nicht geschmacksneutral, deshalb hoffte ich in Abtenau ein Sportgeschäft zu finden, das eine adäquate Trinkflasche zum Verkauf anbot. Gesucht, gefunden und gleich gekauft. Weiter ging es dann hinauf auf die Postalm, wo ich einen sehr netten deutschen Rad-Tramper traf, beim Hinauffahren unterhielten wir uns sehr gut. Auch Antoine kam dann wieder näher, oben auf der Passhöhe waren wir dann auch schon wieder auf gleicher Höhe. 

In Strobel am Wolfgangsee trennten sich unsere Wege, weil Antoine an einem Supermarkt eine Kleinigkeit kaufen wollte und ich ein Restaurant mit einem warmen Essen bevorzugte. Während des Essens entwickelte ich einen Plan: Dadurch, dass dieser Tag ein sehr heißer Tag und das Gelände eher flach mit leichtem Wind durchzogen war, beschloss ich Tempo herauszunehmen und mit leichten Gängen langsam, entspannt weiterzufahren. Allerdings hatte ich das Ziel, in der Nacht wieder auf Antoine aufzufahren.

In Fuschl am See gönnte ich mir wieder ein Eis, genoss die Aussicht auf den schönen Fuschl See, der Wind war sehr angenehm warm und wehte von Nordwest. 

 

Der Eisverkäufer hatte noch mehr anzubieten und tat mir mit einem Bitter-Lemon etwas sehr Gutes. Mit leichten Gängen auf wunderschönen Radwegen fuhr ich entlang des Sees, danach ging es hinauf über Eugendorf zum Wallersee.

Am Wallersee suchte ich mir einen schattigen Platz, dort hörte ich Musik und genoss die Zeit. Es war sehr heiß auf diesen Schotterpassagen am See, danach ging es leicht wellig bis zum Mondsee weiter. In Mondsee war eine bestimmte Passage entlang des Strandbades zu fahren, viele Menschen waren hier und dass Strandbad war wegen Überfüllung bereits gesperrt worden.

Am Mondsee entlang führte nun der weitere Verlauf der Strecke, am Ende des Sees in Oberburgau und Au ging es dann hinüber zum Attersee.

Nach einem ganz kurzen, knackigen Anstieg war ich schließlich in Unterach, sanft und mit bescheidenem Gegenwind ging es am Attersee-Ufer entlang hinauf bis Seewalchen am Attersee. Dort überkam mich wieder ein riesiger Hunger, am ganzen Seeufer herauf gab es schon viele Festivitäten, schließlich fand ich am Ende der Brücke über den Ager-Fluß einen perfekten Stand.

Mit vollem Magen fuhr ich an der Ostseite des Attersees hinunter, die Sonne ging schon wieder unter, weit in der Ferne waren riesige Kumulus -Wolken zu sehen. Bei Weyeregg ging es dann in Richtung Osten in den Bach-Graben hinein.

Mich erwartete eine der längeren Schotterpassagen mit langen Bergauf-Segmenten, teilweise unbefahrbar, weil es zu steil und rutschig war.

Antoine war bereits in Kirchdorf an der Krems und hatte ein Quartier bezogen, circa 4 Stunden würde ich bis dorthin noch brauchen. Auch Ed Tapp war gut dabei und in Mondsee angekommen. Als ich in Gmunden angekommen war, setzte starker Gegenwind ein.

 

8 Tag / 14.08.2021 / Start km 1750

Trotz gechilltem Tempo überkam mich eine große Müdigkeit. In Scharnstein buchte ich dann wieder eine Bushütte, groß komfortabel und mit Rundum-Sicht.

Im Kremstal war es einige Grade kühler als auf der Anhöhe, deshalb freue ich mich schon auf die nächsten Anstiege.

Hinauf zur Kaiserleiten war die Straße sehr schön zu fahren und wie ich vermutet hatte, wurde es um einige Grad wärmer.

Leider war es noch dunkel, weil es angeblich eine wunderschöne Aussicht von dort oben gibt. Ansatzweise konnte ich durch das Lichtermeer der Ortschaften erkennen, dass es hier oben bei Tageslicht eine traumhafte Aussicht geben würde.

Antoine war wieder unterwegs, in Richtung Micheldorf hinunter begann langsam die Dämmerung einzusetzen und bei einer riesigen Tankstelle kurz vor Klaus kaufte ich mir noch ein paar Lebensmittel.

Dann in Klaus machte ich nochmals eine kurze Schlafpause, mir kam es so vor wie 10 Stunden Schlaf. Mit meinem subjektiven Gefühl voll ausgeschlafen zu sein, ging es weiter in Richtung Hinterstoder und kurz vor der Auffahrt, sah ich Antoine in einer Busstation total eingemummelt schlafen, ich wollte auch nicht stören und fuhr weiter hinauf nach Hinterstoder. 

Die Fahrt über den Pyrnpass hinunter nach Liezen machte mir solchen Spaß, dass ich an ein Stehenbleiben nicht einmal ansatzweise dachte. Zügig mit leichten Rückenwind ging es hinunter nach  Admont  und danach direkt ins Gesäuse, schließlich nach Hieflau in Richtung Eisenerz.

Es rollte und ich spürte kein Verlangen, eine Pause zu machen. Es ging hinauf auf den Präbichel mit Blick auf den noch immer mächtigen Erzberg, kam ich mir klein wie eine Ameise vor.

Aber bereits in St. Peter in Freienstein überkam mich wieder der Hunger, dieses Mal kaufte ich den Billa leer, setzt mich an einen schattigen Platz und verspeiste Unmengen.

Da meine Verdauung anscheinend dafür viel Energie benötigte, wurde ich sehr müde nachdem Leoben bereits hinter mir lag.

Auch ein lästiger Gegenwind quälte mich zusätzlich, doch es ging trotzdem zügig voran.

Nach Bruck an der Mur bei Berndorf ging es dann rechts hinauf nach Sankt Katharein an der Lamming, der Heimatort von Jürgen No. 07, der mich schon erwartet hatte.

Leider musste er das Rennen frühzeitig wegen eins technischen Gebrechens aufgeben.

Meine Freude war riesig, Jürgen begleitete mich noch hinauf zur Passhöhe, wobei er mich auf eine gefährliche Schotter-Abfahrt hinwies.

Kurz nach Etmissel in Palbersdorf kaufte ich mir eine riesige Portion Eis, der nachfolgende Seeberg-Sattel war wirklich easy zu fahren.

Als ich in Mariazell an Checkpoint 3 ankam und bereits die 2000 km Marke überfahren hatte, beschloss ich, mich auf die kommende Nacht vorzubereiten.

Die Abenddämmerung setze schon langsam ein, als ich Sankt Sebastian durchfuhr, wunderschöne breite Straße führten zuerst hinauf zum Josefberg und dann nach Annaberg.

Rasant ging es hinunter über Türnitz nach Freiland.

Wie mit dem Hammer auf den Kopf geschlagene Müdigkeit brach über mich herein und in einer sehr ungemütlichen Busstation sollte ein wenn auch kurzer Schlaf der Gerechtigkeit möglich sein.

Zu diesem Zeitpunkt war es mir nicht bewusst, zu wenig Schlafpausen gemacht zu haben.

Ein leicht benebelte Stimmung spürte ich schon seit ein paar Tagen, doch rein subjektiv fühlte sich mein Wachzustand okay an, aber es war schon längst zu wenig Schlaf gewesen.

 

9 Tag / 15.08.2021 / Start km 2010

Zwischen Torecker Kogel und Rehbauerkogel erlebte ich einen der fantastischsten Momente in meinem Radler-Leben, es tat sich ein Sternenzelt über mir auf, jeder einzelne Sterne war gut und klar sichtbar. Ich legte mich am Straßenrand in Gras und staunte nur, nach 45 Minuten ging es hinunter in einen Ort, der seinem Namen alle Ehre macht.

Zur Kalten Kuchl, es war so kalt, dass ich meine dicken Handschuhe auspackte.

Als ich in die Gegend kam erschien mir im Lichtkegel eine auffällig gekleidete, junge Frau.

Sie war leicht verwirrt, den gleichen Eindruck hatte sie sicherlich auch von mir, ich stoppte und fragte, ob alles in Ordnung sei. Im Gegenzug fragte sie mich das Gleiche, „ja alles OK“, antwortete ich. Es war bereits 2:30 Uhr und schien mir schon sehr merkwürdig, dass 8 km talauswärts und einwärts NICHTS war.

In Richtung Hirschwang an der Rax wurde der Nebel immer dichter, schließlich ging es hinauf auf die Raxen und ich freute mich schon auf ein ausgiebiges Frühstück.

Ich hörte mich selbst plärren “BÄÄÄÄCKEEEEER“- immer wieder. Von Kapellen waren es nur mehr  5 km bis nach Mürzzuschlag, auch hier unten im Tal war der Nebel sehr dicht.

„BÄÄÄCKER“, endlich war ich in Mürzzuschlag und ich fuhr geradeaus in den Ort zum Bäcker.

Alles was mein Herz begehrte, war in dieser Konditorei zu finden. Nach 1 Stunde genüßlichem Frühstücken ging es weiter Richtung Semmering, dann rechts hinauf auf den Pfaffensattel. 

Mit einem erstaunlicherweise guten Rhythmus ging es hinauf, auf halben Weg sah ich schon vom Weitem, dass mir jemand entgegen fotografierte.

Es war Andreas auch ein Transcontinental-Race-Finisher, wir unterhielten uns einige Zeit, Fachgespräche, und er wünschte mir noch alles Gute für die letzten schweren 300km.

Rasant ging es hinunter nach Ratten, der direkte Einstieg in die Bucklige Region um Birkfeld.

Viele kleine giftige Schotterstraßen und Bergauf-Passagen würzten die Strecke bis nach Birkfeld.

Es war heiß, in der Tankstelle in Birkfeld kaufte ich ein paar Lebensmittel, Getränke und zwei Eiskaffee, einer war für Dani, die mich nach Schloss Birkenstein bereits erwartete.

An einer schattigen Stelle unterhielten wir uns einige Zeit, danach ging es weiter hinauf zu Sommeralm und Teichalm, die später nochmals gefahren werden sollten. 

Davor ging es ein weiteres Mal über den Eibeggsattel hinunter ins Mürztal.

Es war windig und schwül und ich fühlte mich sehr müde, nach Bruck an der Mur zeigte die Strecke in Richtung Heimat.

Gewitter gingen nieder, die Straßen waren mit Wasser geflutet, in Frohnleiten führte der Weg über den Rechberg und Flatnitz a. der Teichalm wieder hinauf zur Teichalm.

Jürgen No. 07 erwartete mich oben am Rechberg und meinte, ich sähe fit aus.

Ich war im Zwiespalt zwischen Schlafpause und Weiterfahrt gefangen, in einem Trancezustand fuhr ich in den Anstieg hinauf, oben erwartete mich ein grausamer Seitenwind.

Es war 21:30 Uhr, mein einziger Wunsch war nunmehr bald das Ziel zu sehen, rund 100 km waren es noch.

Die Abfahrt von der Brandlucke hinunter nach Weiz war sehr unangenehm, weil mein Bewusstseinszustand nicht der beste war.

Unten in Weiz erwartete mich Norbert No. 02, der mich anfeuerte.

Kurz vor Kumberg kam auch Dani dazu, ich machte ein kurzes Break.

Schlussendlich bewältigte ich die letzte schwere Schotterpassage mit großen Schwierigkeiten, es war für mich die schwierigste Zeit im ganzen Rennen.

Darüber möchte ich auch nicht schreiben, denn die Fahrt war dann bis ins Ziel eine einzige Katastrophe und ich möchte so etwas nicht noch einmal erleben.

Im Ziel war ich dann wieder hellwach, voll bei Sinnen, alle erwarteten mich mit großer Freude.

In rund 9 Tagen konnte ich dieses Höhenmeter-Monster, das Austria Extreme Bike Race, erfolgreich beenden.

Meine Anmeldung fürs nächste Jahr ist bereits gemacht.